410 Jahre Maibock aus dem Hofbräu(haus)
Der Hofbräu Maibock ist das erste und älteste Münchner Bockbier. Bis 1613 bezog der herzogliche Hof starkes, dunkles Bier aus dem niedersächsischen „Ainpöckh“ (Einbeck). Die Versorgung des Hofstaates wurde dem Herrscherhaus aber zu teuer. Und so warb Maximilian I. 1612 einen Braumeister aus Einbeck ab – Elias Pichler. Dieser Nachfolger von Heimeran Pongratz, dem ersten Braumeister des Hofbräuhauses, experimentierte zwei Jahre lang, bis er den herzoglichen Geschmack traf. Folglich präsentierte er im Frühjahr 1614 das erste in München gebraute Bier nach „Ainpöckhischer“ Art. „Ainpöckhisch“-Bier war den mundfaulen Münchnern zu lang, erst wurde es zum „Einbeck“, später zum „Oanbock“ bzw. „Bock“, durch den überwiegenden Ausschank im Mai folgte dann der „Maibock“.
Bis 1818 war das Brauen von Bockbier ausschließliches Privileg des bayerischen Landesfürsten („Regal“= herzoglicher Erlass von Maximilian I.).
1632 wurde der Maibock zum „Retter“ der Stadt München: im Zuge des 30-jährigen Krieges besetzten die Schweden München. Sie sagten schließlich zu, dass die Stadt verschont bleiben werde, wenn sie 1000 Eimer Bier, davon 361 Eimer Maibock (1 Eimer = 64 Liter) aus dem Hofbräuhaus, als Tribut erhalten würden. Erst ab 1638 erfolgte der Ausschank von Maibock auch an die Münchner Bürger (davor nur an den Herzog und seinen Hofstaat). Ursprünglich wurde das Bockbier in einem Holzschuppen am Rande des Pfisterbaches ausgeschenkt, wo früher Fuhrwerke eingestellt waren. Ab 1808 war die Braustätte im Alten Hof frei und es wurde der erste Bockkeller im Gärkeller des ursprünglichen braunen Hofbräuhauses geschaffen.
Von 1830 bis 1873 wurde der Bock dann im ehemaligen Münzgebäude am Platzl (auch „Bockstall“ genannt ) von 7 Uhr morgens! an ausgeschenkt. Erst ab 1874 wurde das Bockbier im Hofbräuhaus selbst ausgeschenkt.
„Die Münchner des Jahres 1731 haben noch nicht mehr denn 1500 Eimer Bock (=960 HL / 1 Eimer sind 64 Liter) besessen und getrunken. Die Münchner des Maies 1888 haben dagegen in 8 Tagen 500 HL Bockbier vertilgt“ (Münchner Bier-Chronik von August Edelmann, 1888).
„Im Jahre 1831 wurden 112.377 Rettiche, 7.864 paar Bratwürste und 982 Paar geräucherte Würste in den Hallen des Bockkellers aufgezehrt. In der ersten Hälfte des Mais desselben Jahrganges wurden 277 Ohrfeigen, welche aktenmäßig noch zum Andenken aufbewahrt sind, mildtätig ausgeteilt. (...)“ (Münchner Bock-Blatt, Nr. 3, 1831).
Im Skizzenbuch „Bilder aus München“ von G.F. Blaul wird die Stimmung im Bockkeller so beschrieben: „Des Lebens Mai blüht alle Jahre wieder! Im Mai erschließt sich hier das wahre Leben; er ist der Wonnemonat im besten Sinne des Wortes. Der Mai hat in München zwei Tage mehr als anderwärts, denn der Bockkeller geht schon am 29. April auf. Wenigstens war es im Jahre 1831 so. Wohl besetzt war jeder der Räume, und dicht gedrängt stand stets eine ansehnliche Menge mit den leeren, eigens geformten Gläsern in und vor einem niedrigen Gewölbe, wo der köstliche Saft gleich von den aufgelagerten Fässern geholt wird. In der großen Stube zu ebener Erde bewegte sich das Leben am wildesten durcheinander, und die Musik steigerte von Zeit zu Zeit die wilden Äußerungen der Freude bis zum Höllenjubel. So ging’s aber nicht bloß am ersten Abende, so ging’s den ganzen Mai hindurch alle Tage.“
1910 führt HBH-Wirt Karl Mittermüller den Maibockanstich dann als Spektakel für die „Großkopferten“ ein. 1950 fand der erste Maibock nach dem zweiten Weltkrieg statt. Das fast völlig zerstörte Hofbräuhaus war nach Kriegsende schnell wieder aufgebaut worden
Bis ins Jahr 1954 stand auf der Einladungskarte zum Maibockanstich, der in den 50-er und 60-er Jahren um 10:30 Uhr bzw. 11:30 Uhr vormittags stattfand: „Zutritt nur für Herren“. Erst als die Oberregierungsrätin Angela Molitoris am 29.04.1954 Ihre Einladung mit folgendem Brieftext zurück schickte, war der Maibockanstich emanzipiert: „In der Anlage reiche ich Ihnen die Einladung zur Maibock-Probe zurück, von der ich in der vorliegenden Form keinen Gebrauch machen kann“. Von Anfang der 50er Jahre bis 1980 trinkt ein echter Bock den Maibock Probe. Tierschützer setzen dem ein Ende.
Da das Hofbräuhaus, nachdem in Herzogs-, Kurfürst- und Königshand 1852 auf den bayerischen Staat übergegangen ist, steht auch heute noch die jeweilige Regierung, vertreten durch den bayerischen Staatsminister der Finanzen, dem HB vor. Somit ist wohl dessen angenehmste Pflicht der jährliche Anstich des Maibocks und die Mitteilung an die Gäste im Hofbräuhaus am Platzl: „O`zapft is!“. In den Jahren 1999 bis 2007 war es der Bayerische Staatsminister der Finanzen, Prof. Dr. Kurt Faltlhauser höchstpersönlich, der beim Maibockanstich den Kabarettisten gab. Mal als Bettler, mal als Fußball-Schiedsrichter – aber immer höchst unterhaltsam. Seine Reden wurden 2008 in einem Buch veröffentlicht (Maibock im Hofbräuhaus mit Kurt Faltlhauser, Societäts-Verlag, Frankfurt). Kabarettistische Unterstützung beim Maibockanstich kam vom „Who is Who“ der Bayerischen Kabarettszene:
Walter Lindermeier als Engel Aloisius (2001), Susanne Brantl und Michael Altinger (2002), Susanne Brantl und Claus von Wagner (2003), Christian Springer und Georg Koeninger (2004), Monika Gruber und Christian Springer (2006), Susanne Rohrer und Christian Springer (2007). Seit 2008 tritt Django Asül als politischer Kabarettist auf, in diesem Jahr also bereits zum 15. Mal. Das Bayerische Fernsehen zeichnet seit 2009 den Maibockanstich auf und strahlt ihn zeitversetzt noch am selben Abend um 20:15 Uhr aus.
Der Hofbräu Maibock
Bockbier ist ein Starkbier mit einer Stammwürze von über 16 Grad Plato.
Der untergärige Hofbräu Maibock mit einem Alkoholgehalt von 7,2% Vol. ist bernsteinfarben mit einem cremigen, rohweißen Schaum und einem barocken, leicht estrigen Malzaroma im Bukett. Sein Geschmack ist sehr vollmundig, malzaromatisch und mit einem samtig-weichen und hopfigen Ausklang. Er wird im Inland (Gastronomie und Handel) und im Ausland sowohl in Flaschen als auch im Fass vertrieben. Die verkaufte Menge 2023 betrug ca. 5.600 hl.
Der Bock und die Kunst / Künstler
Das Bockbier wird öfter in der Literatur erwähnt, auf Gemälden dargestellt, in Karikaturen bewitzelt:
- Edouard Manet gab einem seiner schönsten Gemälde den Titel „Der gute Bock“
- Literatur-Nobelpreisträger Paul Heyse nannte den Bock „Held im Schaumgelock“ und widmete dem Starkbier ein Gedicht
- Johann Wilhelm Preyer malte 1839 das „Münchner Bockstilleben“ (Ölbild im Münchner Stadtmuseum)
- Carl Leibl, Domkapellmeister von Köln, komponierte den „Bockwalzer“ (drittes Stück des Glockenspiels im Münchner Rathaus in den Monaten Mai und Oktober)
- im 19. Jahrhundert erschien zur Bockbiersaison das humoristische „Münchner-Bockblatt“, wöchentlich zweimal, jeweils Mittwoch und Sonntags
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