Silja Steinberg
18. August 2024

Festwirtin Silja Steinberg im Interview

Motivatorin, Powerfrau, Festwirtin aus Leidenschaft. Silja Steinberg leitet nicht nur die Geschäfte im berühmten Hofbräukeller am Wiener Platz in München, sie verwandelt auch das Hofbräu Festzelt jedes Jahr zur Wiesn in einen Ort der Freude und Geselligkeit. Zeit, sich mit dieser außergewöhnlichen Frau zu treffen und nach ihrem Erfolgsrezept zu fragen.

Silja Steinberg

Geschäftsleitung Hofbräukeller und Hofbräu Festzelt

Lieblings HB-Bier: Oktoberfestbier

Lieblingsessen zum Bier: Schweinsbraten

Liebstes Reiseziel: Berge

Liebstes Ausgleichs-Hobby: Mit dem Hund spazieren gehen 

Prosecco oder Bier? Bier

Tag- oder Nachtmensch? Nachtmensch

Dirndl oder Abendkleid? Je nach Anlass.

"Sweet Caroline" oder "In München steht ein Hofbräuhaus"? Sweet Caroline

Wiesnzelt-Chefin oder Ministerpräsidentin? Beides

Silja Steinberg

Es klingt für viele nach einem Traumjob. Wie wird man Chefin eines Wiesn-Festzelts?

"Den Job Festzeltchefin kann man nicht durch Ausbildung oder mit Hilfe eines Studiums erlernen. Aber ich habe den richtigen Beruf gewählt und ich hatte das Glück, dass meine Eltern seit vielen Jahren ein Festzelt auf der Wiesn führen dürfen. Von 1970 bis 1979 das Wienerwald Zelt und seit 1980 das wesentlich größere Hofbräu Festzelt.

Schon als Kind war es mein Ziel, Wiesnwirtin zu werden, und ich habe schon damals an verschiedenen Positionen im Zelt reingeschnuppert. Nach meinem Schulabschluss begann ich eine Ausbildung zur Hotelkauffrau im Sheraton Hotel und musste sofort einen Urlaub beantragen, um das erste Mal die komplette Wiesnzeit im Zelt voll mitarbeiten zu können. Allerdings nicht als „Tochter der Chefs", sondern an der Basis, um alle Bereiche im Zelt kennenzulernen und zu wissen, was dort geleistet wird.

Neben der fachlichen Qualifikation braucht es vor allem Leidenschaft und Liebe zu den Menschen. Man muss die Leute motivieren können und braucht viel Organisationstalent sowie immer einen Backup-Plan, falls mal etwas schiefläuft. Ich lege auch sehr viel Wert auf eine gute Zusammenarbeit mit der Brauerei."

Wann beginnt eigentlich die Vorbereitung für die Wiesn? 

"Nach der Wiesn ist bekanntlich vor der Wiesn. Dabei muss man sehen, dass wir bis Ende des Jahres noch mit der Abwicklung des vergangenen Oktoberfests beschäftigt sind, da z. B. die letzten Rechnungen erst im Dezember eintrudeln. Ab Januar geht’s dann schon wieder mit der Planung für die nächste Wiesn los, die Stammkunden werden angeschrieben, im April werden bereits die Verträge mit den Mitarbeitern und Lieferanten gemacht, und ab Juli beginnt der Aufbau des Zeltes."

Kannst Du, bei all dem Stress, das Oktoberfest überhaupt genießen?

"Während der Oktoberfest-Zeit bin ich dann voll auf unser Zelt konzentriert. Ich stehe morgens auf, fahre zum Festzelt, komme heim und gehe ins Bett. Von daher ist es wichtig, in meinem Privatbereich im Vorfeld alles zu organisieren. Dennoch nehme ich den Stress kaum wahr, denn in dem Moment, wo ich ins Festzelt komme, fließt Adrenalin durch meine Venen. Das Oktoberfest hat ein ganz besonderes Arbeitsklima, in dem man 2 Wochen eng miteinander verbunden ist und im Team jeder für jeden da ist und das in einer meist fröhlichen Stimmung."

Welches sind Deine persönlichen Highlights während dieser Zeit?

"Ein erstes Highlight ist bereits die Einschreibung der Mitarbeiter am Donnerstag vor der Wiesn. Dann werden die noch fehlenden Papiere abgegeben und jeder Mitarbeiter ist schon vorort. Es ist wie beim Familientreffen, da man sich seit vielen Jahren schätzt und kennt.

Ein weiterer Höhepunkt ist am Eröffnungstag die Fahrt mit der Kutsche durch die Stadt. Bei der Ankunft an unserem Zelt stehen 200 Bedienungen Spalier am Eingang und innen erwarten uns 7000 fröhliche Gäste.

Ein weiterer Emotionaler Höhepunkt sind die letzten Minuten am Abschlussabend nach 16 Tagen harter Arbeit. Wenn alle Bedienungen sich mit wehenden Schürzen und die Gäste sich mit Wunderkerzen verabschieden, wird manche Träne auch bei unserer Familie auf dem Podium vergossen. Einerseits sind alle froh, dass alles gut gelaufen ist und andererseits ist man traurig, dass man sich wieder für ein Jahr trennen muss."

Familie Steinberg
Silja Steinberg Oktoberfest

Was ist das Besondere am Hofbräu Festzelt? Warum sollte man unbedingt vorbeischauen?

"Angefangen mit dem besten Bier der Welt, haben wir eine wunderschöne Hopfendeko, die herrlich duftet. Unser Festzelt ist zudem sehr hell gestaltet, und hat als einziges auf der Wiesn einen Stehbereich, wo schon am Mittag ordentlich gefeiert wird. Dazu die stimmungsvollste Musik und ein supernettes Team. Mehr Argumente braucht es nicht."

Wird es dieses Jahr etwas Neues auf der Speisekarte geben?

"Die Klassiker wie Hendl, Schweinsbraten oder Kaiserschmarrn sind natürlich wie jedes Jahr dabei, denn das erwarten die Leute einfach von der Wiesn. Dazu gibt es eine vegane Currywurst, die wir letztes Jahr gut verkauft haben. Ganz neu in diesem Jahr sind vegane Gemüsepflanzerl."

Du bist nicht nur die Chefin des Hofbräu Festzelts, sondern auch des Hofbräukellers am Wiener Platz. Wie bringt man beide Jobs unter einen Hut?

"In erster Linie braucht man ein gut eingespieltes Team, d.h. Mitarbeiter, auf die man sich verlassen kann und die loyal einem gegenüber sind. Rin täglich kurzer Besuch und ein Gespräch mit meiner Stellvertreterin hält mich auch im Hofbräukeller auf dem Laufenden."

Das zufriedene Lächeln unserer Gäste ist wie der Applaus für einen Schauspieler
Silja Steinberg
Geschäftsleitung Hofbräukeller und Hofbräu Festzelt

Was ist das Besondere am Hofbräukeller und warum sollte man dort unbedingt einkehren?

"Wir haben einen sehr schönen Biergarten und ein neu gestaltetes Lokal. Dazu unsere altbewährte Speisekarte und ein super Bier. Im Jahresverlauf haben wir besondere Veranstaltungen wie das Starkbierfest, unseren Weiberfasching, zweimal Trachtenflohmarkt oder auch unser Sommerfest. Darüber hinaus Räumlichkeiten für Firmen- und Familienveranstaltungen und im Biergarten von November bis Ende Januar fünf Eisstockbahnen."

Welches ist Dein Lieblingsplatz?

"Am meisten freu ich mich auf die Sommertage in unserem Biergarten. Gern drehe ich da abends meine Runden und führe mit Stammgästen oft interessante Gespräche. Aber auch der Blick aus dem Büro auf den Wiener Platz fasziniert mich jeden Tag aufs Neue."

Auf der Wiesn geht es immer auch um lustige Geschichten. Hast Du eine stimmungsvolle Anekdote für uns auf Lager?

"Mir ist einmal auf der Wiesn der Absatz abgebrochen und ich hatte kein zweites Paar Schuhe dabei. Nach Hause fahren war zu weit, ins Geschäft laufen zu kompliziert. Also hat mir unser Hausmeister kurzerhand einen Nagel in den Schuh gehauen, um den Absatz zu befestigen. Mit dem Resultat, dass mir erst abends zuhause die blutige Ferse aufgefallen war, während ich im Festzelt keinen Schmerz verspürte. Seitdem habe ich immer ein Ersatzpaar Schuhe auf der Wiesn dabei bei mir im Schrank.

Unvergessen ist übrigens auch der Auftritt von Thomas Gottschalk, der bei uns im Festzelt seine Wettschulden einlöste, in dem er mit dem Taktstock die Kapelle dirigierte. Da war eine super Stimmung."

HB Keller
Silja Steinberg