Wiesn-Bedienung Isabelle Fronhöfer im Interview
Auf dem Oktoberfest zu arbeiten, klingt nach Schwerstarbeit und Traumjob gleichermaßen. Isabelle Fronhöfer ist einmal mehr im Hofbräu Festzelt als Bedienung tätig und bewirtet Gäste in der Box Haidhausen. Wie sie an den Job gekommen ist, was es heißt, jeden Tag Vollgas geben zu müssen, und welches Ausgleichshobby sie betreibt, erfahrt ihr hier im exklusiven Interview.
Isabelle Fronhöfer
Wiesnbedienung im Hofbräu Festzelt
Lieblings HB-Bier: Oktoberfestbier
Lieblingsessen zum Bier: Hendl mit Kartoffelsalat
Liebstes Ausgleichs-Hobby: Skitouren, Radreisen
Liebstes Reiseziel: Südamerika, Brasilien
Bier oder Prosecco? Bier
O´zapft is! oder Sternwerfer-Finale? Sternwerfer-Finale
Sex on Fire oder Skandal im Sperrbezirk? Skandal im Sperrbezirk
Mittags- oder Abendschicht? Abendschicht
Traumjob oder Schwerstarbeit? Wie fühlt sich die Arbeit auf dem Oktoberfest an?
Für mich fühlt es sich tatsächlich wie ein Traumjob an. Man wartet das ganze Jahr auf die Wiesn. So schnell kann man gar nicht schauen, und schon ist sie wieder vorbei. Natürlich ist es Schwerstarbeit, den ganzen Tag Menschen glücklich zu machen und mit Bier und leckeren Speisen nonstop zu bedienen. Aber mindestens einmal am Tag weiß man wieder, warum man all das macht. Man hat da den einen ganz besonderen Tisch, den einen Gast, der deine Leistung und dein Entertainment so hoch lobt, dass man sich gebraucht fühlt und weiß, dass man am richtigen Platz ist.
Wie kommt man eigentlich an diesen Job? Gibt es Qualifikationen oder Eigenschaften, die besonders förderlich sind?
Man bewirbt sich im Frühjahr und hofft, dass man einen Vertrag zugeschickt bekommt. Am besten gleich als 3er-Team, denn Einzelkämpfer haben es auf der Wiesn deutlich schwerer, es sei denn man möchte im Stehbereich im Hofbräu Festzelt arbeiten, dort geht das auch allein. Was man als Qualifikation braucht? Ich finde, man sollte sehr strapazierfähig sein, ein gutes Durchhaltevermögen haben, körperlich fit sein und für mich ganz wichtig, ein guter Entertainer. Das lieben die Gäste.
Im Internet kursieren Fotos von Bedienungen, die eine unglaubliche Anzahl von Maßkrügen austragen. Wo liegt dein persönlicher Rekord?
12 volle bzw. 14 leere Maßkrüge.
Wie sieht für Dich der klassische Tagesablauf auf der Wiesn aus?
Aufstehen, Körper restaurieren, um 10 Uhr bzw. am Wochenende um 9 Uhr ins Zelt radeln, Box herrichten für die erste Reservierung (Tischdecken, Speisekarten, Besteck auslegen). Bis 16 Uhr die Gäste bedienen und bespaßen, um 17 Uhr das gleiche nochmal für die Abendreservierung. Nach dem Schankschluss um 22.30 hoffen, dass die Gäste zügig das Zelt verlassen, dazu haben sie eine Stunde Zeit, putzen, Bänke auf die Tische und ab nach Hause. Übrigens braucht man im Bierzelt eigentlich keine Uhr, da man sich problemlos nach den Hits richten kann und immer weiß, wie spät es gerade ist.
Kannst Du das Oktoberfest, bei all der Arbeit, überhaupt genießen? Gibt es auch private Momente, in denen du dich rausnehmen kannst?
Als ich noch im Stehbereich tätig war, hatte ich tatsächlich mehr Freizeit und konnte auch mal „strawanzen“ gehen. Seit ich in der Box arbeite, ist es schon sehr durchgetaktet. Man hat nicht mehr so viel Freizeit. Da muss man sich schon gut überlegen, was man mit seiner Mittagspause anstellt. Meistens nutze ich die freie Zeit zum Essen oder einen kurzen „powernap“.
Wie fühlst Du dich am Ende der Wiesn? Erschöpft, glücklich oder traurig, dass das Oktoberfest vorbei ist?
Am Ende von der Wiesn, wenn wir Bedienungen auf den Stehtischen mit den Sternwerfern schunkeln und unsere Schürzen werfen, muss man einfach losheulen. Die Zeit war extrem hart, anstrengend, lustig und unterhaltsam. Und am traurigsten bin ich in dem Moment wo mir klar wird, dass es wieder ein Jahr dauert bis zur nächsten Wiesn. Eine Ewigkeit.
Was ist für dich das Besondere am Hofbräu Festzelt? Warum kommst du jedes Jahr wieder gern zum Arbeiten ins Zelt?
Ich habe im Hofbräu Festzelt begonnen und liebe es einfach. Vor allem das internationale Flair. Man könnte im Stehbereich 16 Tage nur englisch, und in meinem Fall, auch spanisch mit den Leuten reden. Wenn man selbst mal nicht auf Reisen ist, dann kommt die Welt eben ins Hofbräu Festzelt. Das erfüllt einen.
Was machst Du außerhalb der Wiesn?
Ich habe Zahnmedizinische Fachangestellte gelernt und praktiziert. Von 2016 bis 2019 war ich auf einer 3-jährigen Fahrradreise von Chile nach Mexico unterwegs gewesen. Zehn Tage nach meinem Rückflug von Mexico war schon die Wiesn, dort wollte ich arbeiten und habe mich am Einschreibetag im Hofbräu Festzelt beworben. Mit ein bisschen Glück hat es geklappt. Nun bin ich seit Frühjahr 2023 Vollzeit Bierzeltbedienung mit Leidenschaft. Die Wiesn ist der langersehnte Höhepunkt in der Saison. Für mich ist das Arbeiten im Bierzelt wie eine eigene Bubble. Es erfüllt mich so sehr, dass ich die ganze Saison nicht einmal in die Berge gehen muss. Natürlich braucht man zwischen den Festen auch mal ganz viel Schlaf und da reicht mir oft das Sonnen am See, um wieder Energie zu tanken.
Im Winter gehe ich so oft es das Wetter und der Schnee zulassen Skitouren. Es müssen ja schließlich auch noch andere Muskelgruppen trainiert werden. Genauso wie die mentale Gesundheit gefördert werden muss, um wieder fit für die Saison zu sein.
Auf dem Oktoberfest geht es immer auch um lustige Geschichten. Gibt es eine Anekdote aus dem Festzelt, die Du mit uns teilen möchtest?
Ich werde nie die Szene vergessen, wo ein Gast nach einem Knödelklau zwei Watschn kassiert hat. Eine Kollegin ist mit einem voll gepackten Tablett voller Bestellungen durch die Reihen gelaufen als ihr plötzlich jemand von hinten einen Knödel vom Teller stibitzt hat. Als Reaktion bekam er eine freundliche Watschn auf die rechte Wange und von der herbei geeilten Kollegin noch eine auf die linke Wange. Am Ende haben aber alle drei gelacht und er durfte den Knödel behalten und essen.